Bisher war ich immer selbständig tätig oder befristet
angestellt, also immer nur für eine Produktionszeit. Die
Jobsuche hört für uns Künstler also niemals auf!
Bis Ende Januar habe ich noch Auftritte, aber ab Februar
steht bisher noch nichts an. Nach langer Zeit ist mal wieder
ein schwarzes Loch vor mir und ich weiß noch nicht, wie es
weiter geht. Als junge Absolventin hatte ich
Schwierigkeiten, mit dieser Situation umzugehen. Die Fragen
können schon quälend sein: Finde ich einen kompatiblen
Nebenjob (ich habe beispielsweise mal länger bei H&M
gearbeitet), muss ich mich arbeitslos melden, oder kommt
vielleicht doch noch kurzfristig ein Job rein? Mittlerweile
merke ich, dass ich etwas lockerer damit umgehen kann. Zum
einen kamen öfters ganz spontan Jobanfragen und zum anderen
habe ich inzwischen das Glück, Anspruch auf ALG I zu haben.
Ganz wenigen meiner Kolleginnen ist das vergönnt, weil wir
Künstler selten auf die vorgeschriebenen 12 Monate
durchgehende Beschäftigung innerhalb von zwei Jahren kommen.
Nicht, dass ich mich darauf ausruhen würde. Aber es ist
beruhigend im Hinterkopf zu haben, dass es im Notfall eine
Überbrückung gibt. Zum Arbeitsamt zu gehen ist
dennoch eine unangenehme Sache, wie ich finde. Dabei ist ein
ALG I Antrag noch relativ harmlos. Es gab auch schon eine
Phase, da musste ich Hartz IV beantragen. Hier hat man
wirklich das Gefühl, sich komplett vor dem Staat
"auszuziehen". Ich möchte das nie mehr erleben und wünsche
das keinem einzigen von uns!
Mittlerweile gibt es auch viele meiner Kollegen, die nach ein paar Jahren im Musicalbusiness umgeschult haben. Sie wollen dieses unbeständige Leben einfach nicht mehr. Sie sind es leid, sich immer wieder neu in Auditions beweisen zu müssen (ein ganz eigenes Thema). Und schließlich haben sie keine Lust mehr, sich auf unterirdische Gagenangebote einzulassen, nur um nicht "weg vom Markt" zu sein. Zu guter Letzt ist einer der Gründe, wieso viele aufhören, der Wunch nach einer eigenen Familie. Ständig auf Reisen zu sein, Arbeitszeiten in den Abendstunden, all das ist nur schwer mit einem normalen Familienleben kompatibel. Es ist in dem Business schon auffällig, wie wenig an Familienplanung denken bzw. sie verwirklichen.